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Blick auf die Gefäße


Was kann eine Angiographie?

Blick auf die Gefäße: Was kann eine Angiographie?g
Dr. Marco Heinz, Chefarzt der Abteilung Radiologie der Kreisklinik Ebersberg, zeigt, wie eine Angiographie Gefäße sichtbar macht (Foto: kk)

Ebersberg, November 2023 – Röntgen macht einen Blick auf den Zustand von Knochen möglich. Das wissen wohl die meisten. Zusammen mit weiteren Methoden kann röntgen aber auch Gefäße des menschlichen Körpers sichtbar machen. Man spricht von einer Angiographie. Dr. Marco Heinz, Chefarzt der Radiologie der Kreisklinik Ebersberg, erklärt die Methode, die nicht nur Diagnose, sondern auch Therapie erlaubt.

Was genau kann eine Angiographie leisten?
In einer Angiographie sehen wir den Verlauf der Gefäße, ihre Beschaffenheit, also ob es Engstellen oder Erweiterungen gibt. Wir können bei einigen Verfahren auch erkennen, wie schnell und gut die Arterien eine Körperregion durchbluten, also versorgen.
Grundsätzlich kann man viele dieser Punkte per Ultraschall erkennen. Dies ist eine wichtige orientierende Vorabdiagnose. Für einen tieferen Blick ins Gefäßsystem und um schwerwiegende Erkrankungen im Körperstamm auszuschließen, verwenden wir in der Radiologie der Kreisklinik Ebersberg die Computertomographie (CT), die Magnet-Resonanztomographie (MRT) und die Digitale Subtraktionsangiographie (DSA).

Wie erkennen Sie und Ihr Team genauer, wie der Zustand von Gefäßen ist?
Durch Aussparungen des Kontrastmittels im Gefäßsystem sehen wir, dass eine Engstelle besteht und wie lang diese oder gar der Verschluss ist. Das bedeutet, dass weniger Blut durch diese Arterie an das Zielorgan gelangt. Wenn Gefäße in den Beinen betroffen sind, kann das der Auslöser für Schmerzen in den Waden, den Oberschenkeln oder dem Gesäß sein. Manchmal ziehen solche Durchblutungsstörungen auch Hautveränderungen nach sich oder ein Fuß ist kälter als der Andere. Es gibt noch eine Reihe weiterer Erkrankungen, die wir so behandeln können: Stenosen, also Engstellen, von Nieren- und Darmgefäßen etwa, letzteres kann auch die Ursache für chronische Bauchbeschwerden sein.

Wie unterscheiden sich die Gefäßdarstellungen im CT, MRT und in der konventionellen Angiographie?
In der Computertomografie und Magnetresonanztomografie können wir das Gefäßbild des gesamten Körperstamms über einen Venenzugang am Arm in wenigen Minuten darstellen. Die beste Auflösung erhalten wir jedoch durch die digitale Subtraktionsangiographie: Über die Leisten-, aber manchmal auch über Armarterien wird den Patientinnen und Patienten hier in örtlicher Betäubung ein röntgenstrahlendichtes Kontrastmittel injiziert. Gleichzeitig führen wir einen feinen Draht und einen Katheter in die Arterie ein, eben bis zu einer Stelle, die man genauer betrachten möchte. Dann werden mehrere Röntgenbilder gemacht. Damit man nur die Gefäße betrachten kann, ermöglicht es dieses Verfahren, die Bilder der Knochen sozusagen rauszurechnen, abzuziehen.

Die Angiographie wird aber auch zur Therapie eingesetzt, oder?
Genau. Wenn wir während der Angiographie beispielsweise eine Verengung einer Arterie ausmachen, kann das Gefäß durch einen Ballonkatheter auch gleich gedehnt bzw. geweitet werden. Wir sehen dann live den Erfolg, wie die Engstelle wieder frei bzw. größer wird. Dann wird auch die Durchblutung wieder normal. Für die Patienten ist das übrigens meistens nicht schmerzhaft, denn in den Gefäßen sitzen keine sensiblen Nerven. Allerdings wird das Gewebe um die Gefäße beim Dehnen auch verändert. Und diese Veränderung kann anfangs auch wehtun.
Man kann über diesen Weg übrigens auch Gefäße verschließen; wenn sie etwa einen Tumor mit Blut versorgen oder um eine lebensbedrohliche Blutung zu stillen.

Gibt es Risiken bei einer Angiographie?
An der Einstichstelle, an der der Draht und der Katheter eingeführt werden, kann es zu Blutungen kommen. Direkt nach der Untersuchung bekommen die Patientinnen und Patienten einen Druckverband und sie bleiben zur Beobachtung über wenige Stunden bei uns in der Kreisklinik Ebersberg. In dieser Zeit gilt strenge Bettruhe. Wenn die Kontrolle nach der Bettruhe ergibt, dass an der Einstichstelle keine Blutung auftritt, und auch sonst alles in Ordnung ist, kann man nach Hause. Nur in sehr seltenen Fällen entstehen an den Gefäßen Verletzungen, Einrisse oder Verschlüsse. Viele Patienten machen sich aber ohnehin eher im Vorfeld Sorgen – wegen des Kontrastmittels.

Wie wird das denn in der Regel von den Patientinnen und Patienten vertragen?
Ganz grundsätzlich sind moderne Kontrastmittel viel besser verträglich als noch vor Jahren. Das liegt einfach an der verbesserten Zusammensetzung. So werden weniger allergische Reaktionen ausgelöst. Manche Patienten spüren durch das Kontrastmittel lediglich eine leichte Erwärmung, und diese wird von vielen Patienten mit einer Durchblutungsstörung sogar als angenehm empfunden.

Das Gespräch führte Katharina Ober


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