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Kreisklinik setzt neue, schonende Laser-Technik bei Prostata-Beschwerden ein


Kreisklinik setzt neue, schonende Laser-Technik bei Prostata-Beschwerden ein
Oberarzt Dr. Fabian Girtler, Chefarzt Dr. Mathias Barba und Oberarzt Dr. Olaf Pohl (von links) sehen große Vorteile für Prostata-Patienten in der seit Kurzem in der Kreisklinik Ebersberg angebotenen Holmium-Laser-Enukleation. (Foto: kk)

Ebersberg, Januar 2024 – Erkrankungen der Prostata und des gesamten urologischen Traktes sind für viele Männer ein Tabuthema. In der Kreisklinik Ebersberg wird seit Kurzem eine neue Operationstechnik verwendet, die Holmium-Laser-Enukleation (HoLEP). Dr. Mathias Barba, Chefarzt der Urologie der Kreisklinik Ebersberg, und die Oberärzte Dr. Fabian Girtler und Dr. Olaf Pohl erklären Vorteile der Behandlungsoption und, warum bereits Männer ab 45 Jahre regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen sollten.

Abgesehen vom Schreckgespenst des Prostatakrebses gibt es auch gutartige Veränderungen dieses Organs, die dennoch mit einem hohen Leidensdruck einhergehen. Welche Erkrankungen sind das?
Dr. Barba: Mit zunehmendem Lebensalter kann die normalerweise etwa kastaniengroße Prostata aufgrund von Veränderungen im Testosteronhaushalt an Größe zunehmen und die Harnröhre verengen. Die Folgen dieser gutartigen Prostatavergrößerung sind häufiges Wasserlassen, schwacher Harnstrahl und das Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können. Wenn sich Patienten bei uns vorstellen, haben sie in der Regel bereits deutliche Beschwerden, müssen mehrmals pro Nacht aufstehen und haben massive Einschränkungen der Lebensqualität. Eine medikamentöse Behandlung ist hier bereits häufig schon ausgeschöpft.

Wie wird untersucht?
Dr. Girtler: Bei der Vorsorge wird zunächst vor einer einfachen Tastuntersuchung der Prostata über den Enddarm, gegebenenfalls ein PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen im Blut) durchgeführt. Der PSA-Wert ist allerdings von äußeren Faktoren abhängig und muss entsprechend eingeordnet werden: Alles, was die Prostata mechanisch beansprucht, von Sport bis zu Sex kann die Werte geringfügig verändern. Auch entzündliche Reizungen (häufig durch den Patienten selbst nicht bemerkt) können den PSA-Wert erhöhen. Untersuchungen mit Ultraschall, weitere Blutuntersuchungen und Kernspintomografie geben uns Aufschluss darüber, ob die Veränderung gut- oder bösartig ist, sodass wir dann die entsprechenden Maßnahmen ergreifen können.

Was geschieht also nach einer solchen Diagnose?
Dr. Barba: Wenn die vergrößerte Prostata den Harnfluss blockiert, muss das Innengewebe der Prostata “herausgehobelt” (TUR-P), oder mit dem Laser “herausgelöst” (HoLEP) werden. Ab einer gewissen Größe kann sogar eine Verkleinerung der Prostata durch einen Bauchschnitt nötig sein. Die Erektionsfähigkeit und die Gliedstärke werden normalerweise nicht eingeschränkt, und auch das Risiko einer mechanischen Verletzung des Schließmuskels ist nur äußerst gering.

Nun hat die Kreisklinik Ebersberg seit diesem Sommer einen neuen OP-Laser und mit Dr. Girtler und Dr. Pohl zwei spezialisierte Oberärzte. Wann wird diese neue OP-Technik, die Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP), angewendet?
Dr. Girtler: Grundsätzlich kann der Laser bei jeder gutartigen Prostatavergrößerung eingesetzt werden. Einer der Vorteile gegenüber dem aktuellen Status quo, der TUR-P (im Volksmund: „Hobelung der Prostata”) ist, dass der Holmium-Laser auch bei großen Prostataadenomen eingesetzt werden kann.

Welche Vorteile bietet die HoLEP-Methode im Vergleich zu anderen Verfahren noch?
Dr. Pohl: Die sehr gründliche Entfernung des Prostatagewebes führt zu einer nachhaltigen Linderung der Symptome. Außerdem entsteht ein geringerer Blutverlust, besonders wichtig bei Patienten, die Blutverdünnungsmittel brauchen. Die Genesung geht viel schneller vonstatten. Statt vier bis fünf Wochen dauert die Genesung bei einer Laser-OP durchschnittlich vierzehn Tage. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden kommt es auch noch seltener zu Komplikationen, das Risiko einer Fremdbluttransfusion sinkt. Außerdem wird als Spüllösung NaCL, also eine Kochsalzlösung benutzt. Bei der herkömmlichen OP mit Strom wird eine spezielle, leitfähige Flüssigkeit benutzt, damit Strom fließen kann. Das bedeutet eine möglicherweise riskante Verschiebung des Elektrolyt-Haushalts, die wir bei der neuen Laser-Technik nicht haben.

Wie läuft die Operation ab?
Dr. Girtler: Wir führen natürlich, wie immer vor Operationen, Aufklärungsgespräche durch und zeigen Therapie-Alternativen auf. Außerdem werden die Narkosefähigkeit des Patienten geprüft, die Blutwerte und der PSA-Wert kontrolliert. Nach der ambulanten Vorbereitung kommen die Patienten nüchtern zur OP. In Narkose wird ein flexibles Endoskop in die Harnröhre eingeführt. Mit dem Holmium-Laser wird das überschüssige Gewebe verdampft und vollständig aus der Blase herausgezogen. Die Prostata wird also nicht nur abgetragen, ausgeschabt, sondern eben „enukleiert”. Das dauert zwischen einer und zwei Stunden, je nach Größe der Prostata. Die Patienten bleiben dann noch für zwei bis vier Tage in der Klinik. Bei einer herkömmlichen OP liegen die Patienten bis zu ca. einer Woche.

Welchen Stellenwert messen sie der HoLEP zu?
Dr. Pohl: Die Technik gibt es erst seit wenigen Jahren. Durch die geringere Invasivität, schonendere Methodik und die Möglichkeit der Therapie auch größere Prostatae, definiert der Holmium-Laser den Gold-Standard in der Therapie neu.
Dr. Barba: Dieser neue Laser wird nicht in jeder Klink eingesetzt. Die Kreisklinik Ebersberg hat hier investiert, um den allerneuesten Stand der Technik vorzuhalten und den Patienten eine effiziente und gleichzeitig schonende Operationsmethode anbieten zu können.

Kann man denn der Vergrößerung der Prostata entgegenwirken?
Dr. Pohl: Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, das Risiko zu minimieren. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum. Aber Gewissheit kann man als Mann leider nicht haben...
Dr. Barba: Veränderungen der Prostata sind ein schleichender Prozess. Auch die ersten Beschwerden sind oft noch nicht Warnsignal genug, sich zum Urologen zu begeben. Männer scheuen das häufig, weil die Funktion des Genitaltraktes mit einem gewissen Männerbild der Perfektion einhergeht. Doch bevor operiert werden muss, sind auch effiziente medikamentöse Behandlungen möglich, die die Lebensqualität wiederherstellen und einen chirurgischen Eingriff hinauszögern oder vermeiden können. Es lohnt sich, regelmäßig und rechtzeitig zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen – auch für beschwerdefreie Männer, ab 45 Jahren.

Das Gespräch führte Dr. Gabriele Sabo


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